Peter Rosegger
Achtsamkeit,  Erziehung...Beziehung,  Persönlichkeitsentwicklung

Laissez-faire und Bedürfnisorientierung…Wie passt das zusammen?

Es sind Ferien und es ist ein herrlicher Tag. Die Sonne scheint und ich bin schon eine Weile wach. Habe mich um mich gekümmert, Texte geschrieben, gelernt und den Haushalt angefangen. Die Kinder werden langsam wach, kommen kuscheln und wollen Kaba trinken. Sie spielen zusammen im Kinderzimmer, bis der Frühstückshunger sich meldet und wir sitzen gemeinsam am Tisch. Die Jungs genießen die Ferien sehr… das langsame wach werden, die Ruhe morgens. Das tun- und lassen können, weil man an keinem bestimmten Ort zu einer bestimmten Uhrzeit sein muss. Auch mir gefällt das. Ich spüre die Entspannung die bei uns allen zu spüren ist… Und dann erinnere ich mich daran, dass man sich ja langsam mal fertig machen muss. Zähne putzen, anziehen nach dem Frühstück muss schon sein.

„Los, ab ins Bad“

„Aber warum denn Mama? Wir haben doch Ferien und es ist soo gemütlich im Schlafanzug“

Ich halte inne und spüre, wie ich die eben entspannte Stimmung bei mir damit zunichte gemacht habe. Durch diesen einen Satz und die Aufforderung sich jetzt fertig zu machen. Ich bin schon in den Alltagsmodus geschlittert… Wir haben keinen Termin, keine Verpflichtung heute morgen. In meinem Kopf höre ich einen alten Glaubenssatz aufkommen „Das gehört sich so, dass man sich nach dem Frühstück fertig macht!“

Meine Kinder fragen zu unserem Glück viel nach. Und ich bekomme mal wieder die Gelegenheit meine Glaubenssätze zu hinterfragen. Durch ein einfaches „Warum“. Ich muss schmunzeln beim schreiben…wie oft „verteufeln“ wir diese Zeit, wenn unsere Kinder ständig nach dem „Warum“ fragen und jetzt bin ich manches mal sogar froh.

Und diese Frage/ diese  Situation in den letzten Ferien, hat mich dazu veranlasst mal ,unter anderem, darüber nachzudenken, wieso es uns gut tut die Kinder einfach mal machen zu lassen. So wie sie wollen. Weil es ihnen dabei gut geht, sie sich wohl fühlen, es Spaß macht, sie sich entspannen möchten, Gemütlichkeit genießen, oder was auch immer. Laissez-faire bedeutet übersetzt nichts anderes als „machen-lassen“

Ich möchte gleich dazu sagen, dass es mir nicht darum geht den kompletten Tag einfach so laufen zu lassen. Das funktioniert in meinen Augen nicht. Erstens sind die meisten von uns in gesellschaftliche Systeme eingebunden (Arbeit, Schule, Freizeitaktivitäten) die nun mal geplant sind und eben auch der Tagesablauf danach geplant werden muss. Zweitens wären die Auswirkungen für die Kinder fatal, wenn sie nie jemanden haben der ihnen die Richtung zeigt und sie begleitet. Der gleichgültig ist. Mir geht es auch nicht um den Erziehungsstil. Mir geht es darum, den Gedanken zuzulassen, dass wir Erwachsene eben nicht immer bestimmen müssen wie der Tag zu laufen hat – sondern das wir uns auch mal auf die Kinder einlassen. Gerade am Wochenende oder in der Ferienzeit, wenn doch eigentlich alle froh sind, nicht morgens um halb 8 das Haus verlassen zu müssen. Ich kenne kein kleines Menschlein, dass nicht stolz wie Oskar wäre, wenn ein Erwachsener es um seine Meinung bitten – oder einen Vorschlag annimmt. Die Augen unserer Kinder leuchten, wenn wir sagen „Stimmt, du hast recht. Das können wir auch so machen.“ Und nebenbei gesagt, fällt es Kindern viel leichter sich dann nach den Planungen der großen zu richten, wenn sie eben auch mal so machen können wie sie wollen 😉

Wir sind als Eltern immer schnell dabei, zu bremsen, zu kontrollieren, zu organisieren. Es ist richtig, dass es Kindern gut tut wenn sie gewisse Strukturen, Abläufe oder Rituale haben. Allerdings sehe ich es kritisch, wenn wir um unsere Kinder einen fest getakteten Fahrplan erschaffen. Wenn kein Platz ist, um sich auszuprobieren, sich kennen zulernen, zu entdecken, zu lernen. Oder um auch mal Luft zu holen. Gerade wenn Kinder dann außerhalb betreut werden (müssen), zur Schule gehen, wird ja der geplante Anteil immer größer. Freiheit und Freizeit immer knapper.

Und mal ganz ehrlich…es passiert doch nichts schlimmes, wenn das Kind in Straßenklamotten zu Bett gehen will, oder wenn es mittags um eins noch den Schlafanzug an hat? Weil das Bedürfnis nach Ausruhen zum Beispiel größer ist, als das Bedürfnis sich für irgendetwas fertig zu machen…

Erwachsene sind häufig der Meinung, dass Kinder nicht wissen was sie brauchen. Das sie nicht kompetent oder erfahren genug sind. Aber ich muss sagen, ich habe andere Erfahrungen mit unseren Kindern gemacht. Sie wissen sehr gut ob sie ein Bedürfnis nach Ruhe oder Gemütlichkeit haben. Sogar besser als wir Erwachsene. Und ich möchte ihnen dieses Gefühl der Achtsamkeit, der Selbstwahrnehmung nicht nehmen. Und ich möchte ihnen auch nicht mitteilen, dass sie das nicht einfordern dürfen – nur weil sie Kinder sind und Erwachsene ja eh immer Recht haben und die „Bestimmer“ sind… Heutige Erwachsene sehnen sich oftmals danach, ausruhen zu können und müssen häufig erst wieder lernen Bedürfnisse zu erkennen und zu äußern. Mir ging es so und ich bin wirklich erstaunt gewesen, was für ein Unterschied es im Alltag macht, wenn ich mit einem klaren „Ja“ oder „Nein“ zu mir und meinen Bedürfnissen stehe. Und das nicht immer alles durchgeplant oder nach „Vorschrift“ laufen muss – weil MAN es eben so macht. Loslassen von alten Glaubensmustern und einfach mal machen, kann so schön sein… am besten gemeinsam. Im Schlafanzug. Mittags um 12! ♥

Und jetzt bist du dran 🙂 Hat dir der Beitrag gefallen, vielleicht auch zum nachdenken angeregt? Schreib mir doch wie es dir im Alltag ergeht. Ich freue mich von dir zu lesen!

Alles Liebe,

deine Maria

 

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