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Raus aus dem Mental Load

Vor ein paar Tagen veröffentlichte ich auf Instagram zwei Beiträge über Überforderung/Mental Load. Und nach meiner Umfrage, ob jemand Interesse daran hat zu erfahren WIE man aus sowas raus kommen kann, lautete das Ergebnis einstimmig „Ja“. Den Begriff gibt es noch gar nicht so lange (ich glaube seit 2016) und doch ist er vielen Müttern bekannt.

Bevor ich darüber schreibe was uns helfen kann, möchte ich noch einmal ganz kurz erklären was dieses Mental Load ist und woher es eigentlich kommt

Was ist „Mental Load“

Wahrscheinlich kennst auch du folgendes oder ähnliches Szenario: Wir waschen ab und nebenher fällt uns ein „dass wir ja noch schauen wollten ob noch was eingekauft werden muss. Ach mensch, Kind 1 ist auf einem Geburtstag eingeladen, da brauchen wir auch noch ein Geschenk. Apropo Geburtstag, da war doch noch eine unbeantwortete WhatsApp wg einem Brunch am Wochenende. Sollten wir da was mitbringen? Ach ich frag einfach nochmal nach. Vielleicht brauchen die Kinder da noch was ordentliches zu anziehen, ist ja schließlich ein besonderer Tag. Und einen Frisörtermin muss ich ausmachen. Nägel schneiden wäre heute abend auch mal wieder dran… Und wann war nochmal der Elternabend?….“ Ich sags euch ganz ehrlich, ich könnte ewig so weiterschreiben, doch dann würde ich euch nicht wirklich hilfreiche Impulse liefern 😉
All diese unsichtbaren Aufgaben, die Organisation eines Familienalltags, den Job, die Partnerschaft um dir wir uns so nebenbei kümmern, die uns dann irgendwann zuviel werden, beschreiben einen Mental Load. Mir selbst ging es vor ein paar Jahren so und auch heute, wenn ich mich nicht gut um mich kümmer passiert es mir, dass ich mich und meinen Geist überlade und schneller mit dem Alltag überfordert bin als mir lieb ist. Damals übernahm ich zu lange Verantwortung für alles. Und jeden.

Warum sind häufig die Mütter betroffen?

Das Problem dieser Verantortungsrolle für alles und jeden sorgen zu müssen, liegt tief in unserer Geschichte und Gesellschaft. Jahrelang haben sich Frauen „nur“ um die Kinder und den Haushalt gekümmert. Der Mann ging arbeiten. Die Rollenverteilung war ganz klar verteilt. Lange Zeit durften Frauen ja auch gar nicht arbeiten gehen. Mit der Emanzipation ist etwas passiert, an dem wir heute noch oft zu knabbern haben. Viele Mütter gehen nach einer gewissen Zeit wieder arbeiten. Und erledigen neben den Sachen die sie vorher ohne Job gemacht haben nun auch noch einen Job. Und irgendwann stoßen wir an eine Belastungsgrenze, denn unsere Energie ist endlich. Spüren wir diese Grenze nicht bzw. zu spät, sind wir meist irgendwann mit allem überfordert. „Keiner hilft mir“ „Alles muss ich allein machen“.


Hat jetzt der Mann also Schuld, wenn es uns so geht?


Ich glaube über Schuld zu sprechen, ist in diesem Zusammenhang nicht richtig. Beide haben sich für diese Partnerschaft, für das Kind und meist auch für die Rollenverteilung entscheiden. Klar ist uns nur häufig nicht, mit welchen Rollenbildern wir in eine Beziehung treten und was diese für Auswirkungen haben könnten.
In vielen Familien kommt die Frau aus einer Familie in der die eigene Mutter den Familienalltag organisiert hat – mit allem was dazu gehört. Sie hat schon auch Aufgaben verteilt, Planung und Organisation lag aber in ihrer Hand. Und in vielen Familien kommt der Mann aus einer Familie, in der die Mutter wie oben beschrieben alles geplant, organisiert und Aufgaben verteilt hat. Der eigene Vater hat die übertragenen Aufgaben erledigt und alle waren zufrieden… 😉
Und in unserer jetzigen Partnerschaft haben wir die Erwartung dass das auch so läuft. Wir haben es nicht anders kennengelernt. Und gerade unsere Rollenbilder sollen auch heute noch so effizient wie möglich gestaltet werden. Der Mann geht viel arbeiten, damit viel Geld rein kommt. Die Frau kümmert sich um alles andere, damit alle zufrieden sind. Vergessen haben wir dabei allerdings wie vielfältig und anstrengend unser Leben zum Teil geworden ist. Das wir hier Gefahr laufen uns Mental zu überlasten eigentlich kein Wunder…

Und wie komm ich da raus? Was können wir auch gemeinsam tun, damit der Alltag von beiden gestaltet wird?

Ich glaube der erste Punkt, wenn man nicht mehr weiter weiß, ist sich einzugestehen das man überfordert ist. Das man sich überlastet hat. Wichtig ist dabei das wir das ohne erhobenen Zeigefinger uns selbst gegenüber tun, sondern uns selbst auf Augenhöhe und achtsam begegnen. Wir können uns selbst fragen: Warum kann ich nicht mehr? Was ist mir zuviel? Uns bewusst zu werden, Grenzen einzugestehen und die Gründe dafür herauszufinden ist ein wichtiger Schritt für uns selbst. Und auch für unsere Partnerschaft.

Als nächstes dürfen wir Verantwortung für uns selbst übernehmen. Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass dein Partner dich nicht gezwungen hat all die Aufgaben zu übernehmen… Es war für euch und auch für dich selbstverständlich, bis es zuviel wurde. Und jetzt, wo du das erkannt hast, darfst du dich abgrenzen und vor allem:

Redet miteinander

Eigentlich halte ich es für sinnvoll bereits vor der Geburt sich darüber klar zu werden, welche Aufgaben es im Alltag gibt und wer für was die Verantwortung übernimmt. Das machen leider nicht viele und doch ist es nie zu spät damit anzufangen. Je älter auch unser Kind wird, desto unterschiedlicher werden die Aufgaben und auch die Gewichtung von verschiedenen Bereichen. Am Anfang braucht ein Baby meist viel Mama und die Mutter trägt somit mehr Verantwortung. Doch das ändert sich im Laufe der Zeit und der Partner kann dann nach und nach wieder mehr Verantwortung für den Alltag des Kindes übernehmen.

Ganz konkret kann das so aussehen, dass du deinem Partner erzählst wie es dir geht und was du dir wünscht. Dabei geht es nicht darum, dass dein Partner dann sagt „Sag mir was ich tun soll und ich mach´s“, sondern dass er/sie Aufgabenbereiche komplett übernimmt und aufteilt. Wie zum Beispiel Wochenessensplan – und dementsprechend dann auch für den Einkauf verantwortlich ist. Oder den bereich Kindergarten/Schule. Oder den Haushalt…

Wichtig ist dafür natürlich das ihr euch aufschreibt (und das ist hier wirklich sinnvoll) welche Verantwortungsbereiche es überhaupt gibt. Schreibt alles auf was euch einfällt. Auch Dinge wie Auto, Fahrräder, Reparaturen etc.pp. Schaut dann mal gemeinsam wer für was veratwortlich ist, nicht um den nächsten Streit vom Zaun zu brechen 😉 sondern um einfach mal die Perspektive zu wechseln, Wertschätzung zu zeigen und wirklich schwarz auf weiß zu sehen was einer allein alles macht.

Im nächsten Schritt könnt ihr dann, wenn es für euch passt, die Aufgabenbereiche neu festlegen.

Erstellt Listen wer was übernimmt. Macht einen Wochenplan – gemeinsam. Gerade für uns Frauen und Mütter – gebt Verantwortung zu 100% ab.

Übernehmt eure Lieblingsaufgaben und seid ehrlich zu euch selbst. Sag „Ja“ wenn du JA meinst und „Nein“ wenn du NEIN meinst (das Thema Abgrenzung ist auch nicht immer einfach, würde hier aber zu weit führen). Ziel ist nachher nicht unbedingt 50/50 aufgeteilt zu haben (wobei wenn das klappt, warum nicht?!), sondern das ihr gemeinsam Verantwortungsbereiche festlegt, aufteilt und abgebt.

Eine Familie zu führen ist kein Einzelunternehmen, sondern eigentlich eine Aufgabe für ein ganzes Dorf. Da wir das selten haben, ist es wichtig in unserer Partnerschaft konstruktiv in den Dialog zu treten und uns hier gegenseitig zu stärken und zu entlasten. Gerade für uns Mütter, die wir es nicht anders gelernt haben und es uns oft so schwer fällt loszulassen (Macht er es auch richtig? Nicht das er was vergisst? Die Kinder brauchen doch ihren (meinen) geregelten Ablauf…) ist es ein notwendiger, wichtiger Lernprozess, wenn wir in Zukunft Kraft und Energie für die Dinge haben wollen die uns Spaß machen und unser Familienleben bereichern. Und das kann nur geschehen, wenn wir mit uns selbst verbunden sind. Unsere Kraftreserven kennen und für uns selbst Verantwortung übernehmen!

Das bedeutet nicht, dass wir dann immer auf unsere Verantwortungsbereiche bestehen und mit dem Zeigefinger drauf zeigen, wenn was nicht geklappt hat oder vergessen wurde. Dieser Prozess braucht Zeit und Vertrauen zu haben in die Entwicklung des anderen. Wir alle lernen aus Erfahrungen!

Zum Schluss möchte ich dir noch eines mitgeben. Für mich war es so hilfreich mir meines Rollenbildes bewusst zu werden, wie haben meine Eltern Familie gestaltet? Und wie will ich das gestalten? Will ich alles alleine machen, oder gemeinsam mit meinem Mann…

Mental Load kann eine Chance sein für Veränderung. Für ein Leben mit mehr Leichtigkeit, Lebensfreude und Verbindung zu uns selbst.

Bist du dem Thema „Mental Load“ schon einmal begegnet? Ich freue mich, wenn du mir deine Erfahrungen dazu schreiben magst ♥

Bleib in Verbindung

Deine Maria

P.S.: Ich habe hier noch einen tollen ausführlichen Vortrag von dasNuf gefunden, zu diesem Thema. Schau mal hier vorbei: https://dasnuf.de/aufgaben-wirklich-gleichberechtigt-teilen/

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