
9 Sommer
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Du bist schon 9.
Manchmal auch erst 9.
Seit 9 Jahren begleiten wir Dich.
3 Jahre warst Du alleine.
Bald 6 Jahre und wir sind zu viert.
In weiteren 9 Jahren bist Du volljährig. Erwachsen. Zumindest vor dem Gesetz.
9 Sommer.
Bleiben uns überhaupt noch weitere 9 Sommer, die wir mit Dir gemeinsam erleben dürfen? Vielleicht wirst Du uns auch schon früher loslassen. Vielleicht wirst du schneller als wir denken, deine Wege alleine gehen. Denn keiner von uns weiß, wie lange unsere Wege gemeinsam verlaufen. Wir gehen schon eine ganz Weile den Weg gemeinsam. Doch immer mehr, schaust Du an welcher Kreuzung Du stehst. Manchmal biegst Du alleine ab. Kommst jetzt noch immer wieder auf unseren Weg zurück.
Ich bin dankbar und glücklich, dass wir Dich schon 9 Jahre begleiten dürfen. Anfangs auf dem Arm, dann Hand in Hand. Und immer mehr gehst Du alleine Deinen Weg.
Dieser Sommer ist auch irgendwie besonders. Bei Deinem nächsten Geburtstag werden 2 Zahlen auf dem Kuchen stehen.
Rein theoretisch haben wir die Hälfte Deiner Kindheit schon erlebt.
Ja, es sind „nur“ Zahlen. Und nicht die Zahlen machen unser Leben, unser Er-leben aus, sondern die Momente die wir schaffen. Und trotzdem erinnern sie mich daran, dass wir nicht ewig Zeit zusammen haben. Sie machen für mich unsere Momente wertvoll. Ich hoffe wir konnten schon viele schöne Momente mit Dir und für Dich schaffen…
Der erste Sommer im Kinderwagen auf der Terasse. Du hast auf meinen Oberschenkeln Platz.
Der zweite Sommer wackelig rennend. Wir entdecken mit Dir die Welt neu.
Der dritte Sommer auf dem Laufrad flitzend. Du gehst in den Kindergarten.
Der vierte Sommer und wir sind zu viert. Du fährst Fahrrad.
Der fünfte Sommer und Du lernst schwimmen. Du schenkst mir eine Kette.
Der sechste Sommer mit der ersten Flugreise. Wir spielen Fussball bis es dunkel ist
Der siebte Sommer im Einschulungsfieber. Der erste Zahn ist draußen.
Der achte Sommer mit den ersten Sommerferien im Allgäu. Du fährst alleine mit deinem Rad los zu Freunden.
Der neunte Sommer in der Toskana. Du gehst mir fast bis zur Schulter.
Den zehnten Sommer dürfen wir noch ein bisschen gestalten. Wir sind mittendrin. Sammeln und genießen
Momente. Sie werden immer kostbarer, die gemeinsamen Zeiten. Und in diesem Sommer merke ich, wie schwer es für mich ist, Dich nicht mehr als das kleine Kind anzusehen, sondern zu begreifen, dass Du los lassen willst. Und immer wieder stoße ich an meine Grenzen, an deine Grenzen, werde von Dir gespiegelt wie es kein anderer tut.
Du zeigst mir deinen Raum. Ein Raum der wachsen darf. Ein Raum in dem ich loslassen darf.
Ich sehe Dich. Dein Wachstum. Deine Entwicklung. Ich sehe deine Wut, wenn ich Dich begrenze. Ich sehe deine Trauer, wenn ich mich verschließe. Und auch das sind Momente, die zwar schmerzvoll sind, doch auch kostbar.
Denn diese bedeuten Wachstum und Entwicklung für mich. Und auch für uns.
Ich wachse an Dir. Ich lerne von Dir. Mehr als Du ahnst.
Seit 9 Sommer.

